Dega Workshop zum Thema : Lärm an Schulen und Kitas


An der Beuth Hochschule für Technik Berlin, Fachbereich IV, Labor für Bausanierung
und Energieeffizienz, am 1. Oktober 2015

persönliche Zusammenfassung:

Noch mit frischen Impressionen des Workshops beseelt, möchte ich zuerst allen an der Organisation Beteiligten ein großes Lob für den unkomplizierten, reibungslosen und herzlichen Ablauf der Veranstaltung danken. Die Veranstaltung war für alle Gäste, bis auf einen minimalen Kostenaufwand für Speis und Trank frei von Unkosten. Nichtsdestotrotz bot einem das breite Spektrum der eingeladenen Referenten einen profunden und sehr vielschichtigen Einblick in die mannigfaltigen Aspekte der avisierten Thematik. Angefangen bei den medizinischen Problematisierungen von Lärm und der Darbietung aktueller Forschungsergebnisse hinsichtlich der Wirkung von Lärm auf den Organismus, knackig vorgetragen durch den Referenten Klaus Schöne und der Referentin Karoline Sommer-Schickert vom Institut für Lehrergesundheit, öffnete sich  das Themenfeld mit einem Vortrag zum Thema Psychoakustik von Prof. Dr. Genuit, welcher, nach der zum Teil hitzigen aber sehr bereichernden Vortragskritik von Seiten Prof. Dr. Schulte-Fortkamps, aus der begrifflichen Enge des Wortes „Lärm“ einen eleganten und notwendigen Ausweg anbot, vom dem aus der Blick auf die Thematik eine bestimmte Erhabenheit erlangen durfte.

Meine persönlichen Highlights des Workshops waren jener Vortrag von Herrn Prof. Genuit und ganz besonders auch der Vortrag von Frau Prof. Schulte-Fortkamps. In der Kürze der Zeit konnte Herr Genuit fast schon mahnend aber auch sehr erlösend herausstellen, dass man bereits bei der Verwendung des Begriffs Lärm“ darauf bedacht sein sollte, dass Lärm schlicht und ergreifend nicht zu messen sei und das seinem Eindruck nach die Gleichsetzung von Lärm mit „hohen Schaldruckpegeln“ quasi im Blindflug an den Wahrnehmungsmechanismen des menschlichen Hörapparats vorbeisegle; eine verständliche Kritik an allen raumakustischen Beurteilungen, die sich lediglich auf die messbaren Schalldruckpegel und Nachhallzeiten beziehen, auch wenn Herr Genuit einräumt, dass solche Messungen natürlich sinnvoll sind, aber nicht hinreichend. Lärm sei per se ein Konstrukt und Folge von individuellen, negativen Bewertungen von Schallergebnissen, die weit weniger durch hohe Schallpegel begründbar seien als vielmehr durch die psychoakustischen Kriterien, wie beispielsweise der Lautheit, der Schärfe oder der Rauigkeit etc. von Schallereignissen; von den kulturell vermittelten Bedeutungsmustern von Schallereignissen war leider nicht die Rede. Es folgten einige Beispiele von Schallereignissen vergleichbaren Schalldrucks, die auch dem vehementesten Kritiker davon überzeugen sollten, wie komplex das Phänomen „Lärm“ doch eigentlich aufgefächtert werden müsste.

Der Vortrag von Frau Schulte-Fortkamp war grandios und deshalb leider viel zu kurz. Erkenntnistheoretisch verfolgt sie bei der Problematisierung von Lärm, so wie ich es verstanden habe, einen Mixed Method Ansatz, der qualitative Forschungsmethoden mit quantitativen Methoden kombiniert und zusätzlich dazu physikalische Analysen von Schallereignissen in die Triangulation der Messmethoden und Ergebnisse einfließen lässt. Für ein tiefes Verständnis bot sich nicht die Zeit, aber ihre Präsentation zweier von ihr betreuten Magisterarbeiten zu diesem Thema waren sehr überzeugend. Es sieht danach aus, dass ihr Soundscape Ansatz zur Analyse von Geräuschsituation gleich welchen Orts den bisher ganzheitlichste Verstehensansatz darstellt. Allerdings, so Frau Schulte-Fortkamp, befindet sich dieses Methodenrepertoire noch in der Erforschungsphase. Es ist jedoch ein erklärtes Ziel, diesen Analyseansatz von Geräuschsituationen zu einer mit gängigen Normen vergleichbaren Norm auszubauen.